Arbeitsschule

Arbeitsschule
Ạr|beits|schu|le 〈f. 19
1. 〈18./19. Jh.〉 Schule, in der geistige Arbeit u. Handarbeit miteinander verbunden werden sollten
2. 〈heute〉 Unterrichtsweise, durch die der Schüler lernen soll, selbstständig zu arbeiten

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Arbeitsschule,
 
ein Schulkonzept, das die Selbsttätigkeit des Schülers betont und ihn zum selbstständigen Schaffen anregen will. Grundgedanken der Arbeitsschule finden sich bei den Philanthropen (J. B. Basedow wies der Handarbeit des Schülers vier Stunden täglich zu), bei Ferdinand Kindermann (* 1740, ✝ 1801), der die Industrieschule begründete, bei J. H. Pestalozzi und F. Fröbel. Seit den 1880er Jahren gab es eine allgemeine Bewegung für »Handfertigkeitsunterricht und Hausfleiß«. Zum anerkannten didaktischen Grundsatz des Schulunterrichts (Arbeitsunterricht) wurde die Arbeitsschule seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Reformpädagogik in der gegen die Lernschule gerichteten Arbeitsschulbewegung durch G. Kerschensteiner und H. Gaudig. Arbeit bedeutete zunächst Handtätigkeit, dann immer mehr Selbsttätigkeit überhaupt (in fast allen Fächern), wobei Ziel, Mittel, Wege und Ergebnisse möglichst vom Schüler selbst gefunden (erarbeitet) werden sollen. Die industriepädagogische Richtung (P. Oestreich und der Bund entschiedener Schulreformer), die eine an der marxistischen Arbeitsschule oder Produktionsschule (Verbindung von Schule und Produktion, P. P. Blonski) orientierte Arbeitsschule als geschlossenen Wirtschaftsbetrieb vertrat, hatte Auswirkungen auf die Entwicklung der polytechnischen Bildung. Das Prinzip des Arbeitsunterrichts ist heute noch wirksam (Arbeitslehre, Berufsgrundbildung).
 
 
G. Kerschensteiner: Begriff der A. (1912, 171969);
 G. Kerschensteiner: Ausgew. pädagog. Schr., Bd. 2: Texte zum pädagog. Begriff der Arbeit u. zur A. (1968, mit Bibliogr.);
 O. Scheibner: A. in Idee u. Gestaltung (51962);
 A. Reble: Die A. (41979).

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Ạr|beits|schu|le, die: 1. Schule, die vom Schüler aktives Lernen durch selbstständiges Erarbeiten des Stoffes fordert. 2. Schule, die durch Unterricht in praktisch-manueller Arbeit zur Selbstständigkeit erzieht. 3. Schule, die auch Produktionsaufgaben erfüllt.

Universal-Lexikon. 2012.

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